Mittwoch, 05.03.2014

Europa hinter sich lassen

Diesen gut gemeinten Ratschlag sollte man sich hier schon zu Herzen nehmen. Auch wenn man  im Vorhinein ein gewisses Bild von Afrika hat und einem durchaus bewusst ist, dass es hier anders zugeht als in Deutschland oder in Europa ganz allgemein, sind die ersten Tage ausnahmslos der Eingewöhnung gewidmet. Sowohl "zu Hause" als auch im Projekt haben uns viele neue Umstände erwartet. Kakerlaken und Geckos im ganzen Haus, also auch am Bett, in der Dusche usw. sollten einen nicht schocken. Viele Tierchen kann ich auch noch nicht so ganz einordnen:D gestern aber zum Beispiel ist ein Äffchen über die Bäume in unserem Garten gehüpft und während wir am Pool lagen, kamen zwei pelikanartige Vögel angeflogen. Wenn es regnet, kommen Schnecken zum Vorschein deren Dimensionen ich nicht beschreiben kann. Vor kurzem hat es sich auch eine Schildkröte auf unserer Terrasse gemütlich gemacht. All das ist dagegen schon echt beeindruckend. Ich bin gespannt, wen oder was ich noch alles zu sehen bekomme.  Zurück zum Haus. Ich schlafe direkt unterm Dach, dementsprechend heiß ist es da oben. Aber eigentlich ist man eh nur zum schlafen dort. In das Haus passen wohl um die 20 leute. Zur Zeit sind wir zum Glück nur zu elft. Es gibt zwei große Aufenthaltsräume und auch einen Fernseher mit verschiedenen Filmen. Internet gibt es aber im Haus nicht mehr. Dafür müssen wir in den Garten gehen, dürfen es aber eigentlich auch nur bis 17 Uhr nutzen. Sagen möchte ich damit, dass niemand böse sein darf, wenn ich nicht immer sofort antworte, das ist einfach etwas schwierig.  Unser Garten ist eigentlich eher ein Dschungel und genau so riecht es hier auch (nicht dass ich schonmal im Dschungel gewesen wäre, dafür aber im Tropenraum des Kölner Schokoladenmuseums, in dem es einfach genau so riecht:D) Etwas umständlich ist, dass sich die Küche in einem anderen Haus befindet. Wenn es regnet überlegt man sich deshalb dreimal ob man wirklich Hunger hat (im Dunkeln macht es eben auch keinen Spaß auf dem Weg dorthin eine dieser Riesenschnecken platt zu machen...Pfui). Schön ist auch, dass der Küchenraum relativ offen ist, also jegliches Viehzeug über Teller und Tische läuft. Während ich gestern mit Lena gekocht habe, brachte Olaf, die schrecklichste Katze die es gibt, eine Eidechse mit.Yummie. Und so durften wir beobachten, wie diese ihren Schwanz in der Küche abgeworfen hat. Yummie. Nachdem wir die Katze ca.20000 mal rausgeschickt hatten, hatte sie irgendwann keine Lust mehr mit der halbtoten Echse zu spielen. Die lag nun also in unserer Küche rum. Yummie!! So eklig das beim erstenmal Mal ist, desto lustiger ist es wenn man auf den Bänken stehend bemerkt wie albern man sich eigentlich verhält. Wenn man es mit Humor nimmt, kriegt man das Essen dann auch irgendwie runter:D Nun aber mal zum Projekt. Ich bin mit Lena und Anni in einem Kindergarten untergebracht. Dort kommen eigentlich nur Kinder aus ärmlichen Verhältnissen hin. Dementsprechend ausgestattet ist auch der Kindergarten. Die Kinder haben so gut wie keine Spielsachen, all das was sie haben sind Spenden von anderen Volontären aus Deutschland. Am liebsten spielen sie draußen. Blöd nur wenn es den halben Vormittag regnet.  Wir fahren morgens um sieben los und werden gegen zwei Uhr wieder abgeholt. Weil es keinen richtigen Ablauf oder Regeln gibt und es für  uns deshalb wenig zu tun gibt, sind wir morgens um halb acht, nachdem man spät ins Bett gegangen und viel zu früh wieder aufgestanden ist meistens erstmal nicht so gut drauf. Im nächsten Moment springt einem aber schon ein Kind auf den Schoß und man kann gar nicht anders als zu lachen und gut drauf zu sein. Die Meisten sind wirklich zuckersüß und echt gut erzogen. Was uns anfänglich sehr geschockt hat,sind die hygienischen Verhältnisse. Alle Kinder laufen barfuss rum, wühlen im Sand und lecken daraufhin  ihre Finger ab. Aber das interessiert nicht wirklich. Viele haben komische Narben am ganzen Körper. Wunden sind nicht richtig geheilt oder abgedeckt, sodass sie permanent dreckig sind. Wir desinfizieren uns so häufig wie möglich die Hände, wobei wir von den Erzieherinnen ausgelacht werden... Wahrscheinlich hört sich das alles halb so schlimm an und wie gesagt, dass es hier anders zugeht ist ja klar, aber es ist dann doch schockierend so etwas mal hautnah mitzuerleben.  Das sind für den Anfang glaub ich erstmal genug Eindrücke von hier. An vieles, was ich am ersten Tag noch sehr bedenklich fand, habe ich mich auch schon gewöhnt, deshalb halte ich es wohl auch nicht mehr für so erwähnenswert. Es wird aber sicherlich noch einiges passieren, wovon ich unbedingt berichten möchte:)  P.S. Während ich im Bett liege und diesen Eintrag schreibe, tropft es durchs Dach und durchs Moskitonetz auf meine Beine...es regnet schon wieder. Die Regenzeit scheint nämlich noch nicht vorbei zu sein. Die anderen meinen, es habe vorher nie so viel geregnet wie zur zeit. (Ich Glückspilz!) Angeblich soll es morgen besser werden. Ich hoffe es! Dabei fällt mir außerdem ein, dass ich nicht erwähnt habe, dass wir ausschließlich zu zehnt auf der Ladefläche eines Pickups transportiert werden. Das ist bei den "Straßen" hier nicht nur relativ schmerzhaft, sondern bei Regen eben auch immer ein bisschen nass.... So das wars jetzt aber:)